Gedanken über die „Regenerative Landwirtschaft“
Die Prinzipien, die bisher häufig in der regenerativen Landwirtschaft beschrieben werden, haben mich zum Nachdenken gebracht. Oft sind es eher konkrete Vorgaben wie „Boden bedecken“ oder „Vielfalt fördern“. Doch wirkliche Denk- und Handlungsprinzipien fehlen mir dabei.
Hier ist mein erster Versuch, diese Prinzipien klarer zu formulieren – als Leitgedanken für eine Landwirtschaft, die sich an den Grundsätzen einer Hochkultur orientiert:
1. Der Boden ist lebendig
Der Boden ist kein lebloses Substrat, sondern ein komplexes Ökosystem voller Mikroorganismen. Das oberste Ziel sollte es sein, den bestmöglichen Lebensraum für diese Lebewesen zu schaffen. Methoden wie Bodenbedeckung, Durchwurzelung und Vielfalt in der Bepflanzung sind Werkzeuge, keine Dogmen – sie dienen dem übergeordneten Prinzip: den Boden als lebendiges System zu fördern.
2. Wissenschaftliche Vorgehensweise
Landwirtschaft ist ein dynamisches Experiment. Mit einer wissenschaftlichen Haltung – Hypothesen aufstellen, testen, beobachten, anpassen – lässt sich nachhaltiger Fortschritt erzielen. Wie beim Holistic Management (nach Allan Savory) geht es darum, Veränderungen aktiv zu managen: Regeneration fördern, Disintegration vermeiden. Die Werkzeuge, die genutzt werden, hängen von der jeweiligen Situation ab – es gibt keinen starren Plan, sondern nur Prinzipien, die sich immer wieder bewähren müssen.
3. Alles ist ein dynamischer Prozess
Die Natur ist ständig in Bewegung. Auch die Landwirtschaft muss flexibel bleiben. Es gibt immer Neues zu lernen und anzupassen. Stagnation bedeutet Rückschritt. Eine Hochkultur erkennt, dass Veränderung ein zentraler Teil des Prozesses ist.
4. Aufmerksam sein
Die Grundlage jeder guten Landwirtschaft ist die Fähigkeit, genau hinzusehen. Wie entwickelt sich die Gesundheit des Bodens, der Pflanzen, der Tiere – und der Menschen? Aufmerksamkeit und genaue Beobachtung sind unerlässlich, um zu erkennen, was funktioniert und was angepasst werden muss.
5. Der Landwirt als Teil des Ganzen
Der Mensch, der die Landwirtschaft betreibt, steht im Zentrum des Systems. Seine Bedürfnisse, Wünsche, Intuition und Gefühle spielen eine zentrale Rolle. Landwirtschaft für eine Hochkultur bedeutet, den Landwirt nicht nur als Verwalter der Natur zu sehen, sondern als wesentlichen Teil des Prozesses. Entscheidungen müssen auch seine persönliche Lebensqualität im Blick haben.
Fazit
Eine Landwirtschaft für eine Hochkultur orientiert sich nicht an starren Regeln, sondern an lebendigen Prinzipien. Sie anerkennt die Dynamik der Natur, die Rolle des Menschen als Gestalter und die Notwendigkeit, wissenschaftlich und flexibel zu agieren. Nur so lässt sich ein wirklich nachhaltiges und zukunftsfähiges System aufbauen, das sowohl die Umwelt als auch die Menschen darin bereichert.