Wie ein Florentiner Dichter im Jahr 1300 das Internet erfand – und warum selbst Ökonomen heute noch durch seine Hölle wandern.
Man stelle sich vor:
Es ist das Jahr 1300.
Du bist ein florentinischer Dichter, politisch verbannt, zutiefst gekränkt – und du hast mehr innere Konflikte als die italienische Stadtverwaltung.
Was tust du?
Du schreibst dich selbst in die Hölle.
Das Ergebnis: Dantes Göttliche Komödie.
Ein Werk, das sich liest wie das literarische Urmodell all jener Selbstverwirklichungsgeschichten, die später kommen sollten – von Goethes Faust bis zu Instagram-Selbstfindungsposts.
Doch wenn man ehrlich ist, ist Dantes Inferno eigentlich die erste Fanfiction der Weltliteratur.
Ein Self-Insert, ein Crossover, eine göttliche Therapie.
Oder, um es mit moderner Sprache zu sagen:
Dante schrieb seine Läuterungstrilogie mit maximaler Selbstbeteiligung.
1. Der Dichter als Hauptfigur
Dante schickt keinen Helden, keinen König, keinen Auserwählten auf die Reise.
Er schickt sich selbst.
Er stolpert in die Hölle, sucht nach Wahrheit – und schreibt, während er fällt.
Was die heutige Generation als Self-Insert-Fiction bezeichnet, war bei Dante Selbsterkenntnis im Hochformat.
Man könnte sagen:
Er war der erste Mensch, der seine Midlife-Crisis in Terzinen verarbeitete –
mit göttlichem Erfolg.
2. Crossover mit Anspruch
Dante verbindet christliche Theologie, griechische Mythologie, römische Poesie und florentinische Lokalpolitik.
Ein Mashup, das heute jede Netflix-Produktion vor Neid erblassen ließe.
Er erschafft ein Universum, in dem Homer, Paulus, Minos und Beatrice nebeneinander auftreten –
ein literarisches Multiversum, 700 Jahre bevor Marvel auf die Idee kam.
3. Mentorenreise mit Lieblingsfigur
Und dann ist da Vergil – der römische Dichter, den Dante vergöttert.
Er wird sein Mentor, sein Führer, sein Idol.
Ein klassischer Fall von „Traveling with your favorite character“.
Oder, wie man es psychoanalytisch deuten könnte:
Dante schrieb sich die Vaterfigur, die er im echten Leben nie hatte.
4. Fix-it-Fic für die Ewigkeit
Beatrice – seine verstorbene Muse – ist tot.
Aber nicht für Dante.
Er schreibt sie zurück ins Leben, in leuchtender, göttlicher Gestalt.
Ein literarisches Happy End jenseits der Welt,
eine Erlösung, die sich selbst erlöst.
5. Character-Bashing mit Stil
Und seine Feinde?
Er steckt sie in die Hölle.
Jeden an den Platz, den er verdient.
Kein Subtweet, kein Seitenhieb –
sondern ewige Verdammnis in schönster Poesie.
Das ist politischer Kommentar auf mittelalterlich.
6. Was das mit Ökonomie zu tun hat
Heute, 700 Jahre später, sitzt ein anderer Denker in Deutschland und spricht mit derselben Begeisterung über Dante:
Andreas Tiedtke, Präsident des deutschen Mises-Instituts,
Kenner der Praxeologie, der Philosophie und – man ahnt es – der göttlichen Komödie.
Wenn Andreas über Dante spricht,
klingt es fast, als würde er mit Vergil durch die Hölle des Fiat-Geldsystems wandern.
Statt Sünder trifft er dort auf Bürokraten, Zentralbanker und Planwirtschaftler –
alle ordentlich nach moralischem Prinzip sortiert.
Und man hat das Gefühl:
Würde Dante heute leben,
hätte er den siebten Kreis wohl „Europäische Zentralbank“ genannt.
7. Warum das alles so zeitlos ist
Dante verstand etwas,
was wir erst im digitalen Zeitalter wiederentdeckt haben:
dass Selbsterkenntnis und Selbstdarstellung zwei Seiten derselben Münze sind.
Dass man die eigene Hölle durchwandern muss,
um sich selbst zu begreifen.
In der Sprache der Praxeologie:
Dante handelte zweckgerichtet, um seine inneren Konflikte zu lösen –
mit erstaunlicher Effizienz.
Ein Akt rationaler Selbstrettung in poetischer Form.
8. Fazit
Dante war kein Theologe.
Er war ein radikal aufrichtiger Mensch,
der seine Irrtümer, Sehnsüchte und Widersprüche in Kunst verwandelte.
Und vielleicht ist das der Grund,
warum Menschen wie Andreas Tiedtke sich heute noch mit ihm beschäftigen:
weil Dante zeigt,
dass Erkenntnis nicht im Himmel gefunden wird,
sondern im Mut, durch die eigene Hölle zu gehen –
mit Stil, Struktur und einem klaren Ziel.
🪶 Nachwort
Vielleicht war Dante der erste Fanfiction-Autor.
Aber Andreas Tiedtke ist der erste Ökonom,
der ihn als Freiheitsphilosophen liest.
Beide eint:
Sie glauben an den Menschen –
und an die Möglichkeit, sich selbst aus dem Dunkel zu erlösen.