Immer wieder empfehlen offizielle Institutionen wie die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) den Einsatz von Pflanzenölen aufgrund ihrer vermeintlich gesunden Eigenschaften. Doch ein Gespräch mit Dr. Gerrit Keferstein, einem Experten für Regenerationsmedizin, offenbart eine weniger bekannte, aber wichtige Perspektive: Nicht alle Pflanzenöle sind gleich, und insbesondere die mehrfach ungesättigte Fettsäure Linolsäure kann in hohen Mengen problematisch sein. Es ist Zeit, genauer hinzusehen und altbekannte Ernährungsdogmen zu hinterfragen.
Linolsäure: Eine unterschätzte Gefahr
Linolsäure gehört zur Gruppe der Omega-6-Fettsäuren und findet sich in großen Mengen in industriell hergestellten Saatölen wie Sonnenblumen-, Raps-, Soja- oder Maisöl. Diese Öle haben erst im Zuge industrieller Entwicklungen vor etwa 100 Jahren ihren Weg in unsere Küchen gefunden. Zuvor war es evolutionär nahezu unmöglich, große Mengen Linolsäure zu konsumieren – Jäger und Sammler nahmen maximal 2 Gramm pro Tag zu sich. Heute jedoch konsumieren viele Menschen durch verarbeitete Lebensmittel und Pflanzenöle bis zu 50 Gramm täglich.
Eine historische Perspektive
Bis zur Industrialisierung war Linolsäure kaum ein Bestandteil der menschlichen Ernährung. Saatöle waren schlichtweg nicht verfügbar, da die Technologie zur Ölgewinnung aus Samen fehlte. Erst mit der industriellen Herstellung wurden diese Öle in großem Stil produziert – unterstützt von der Lebensmittelindustrie, die die günstigen Herstellungskosten und die hohe Lagerfähigkeit für ihre Zwecke nutzte. Anfangs sogar als Schmiermittel für Maschinen eingesetzt, fanden Saatöle später Einzug in die Ernährung und wurden als „gesund“ vermarktet.
Warum Linolsäure problematisch sein kann
Die gesundheitlichen Auswirkungen von Linolsäure zeigen sich vor allem in ihrer chemischen Instabilität und in den Stoffwechselprozessen, die sie im Körper auslösen kann:
1. Entzündungsfördernde Abbauprodukte:
Linolsäure wird im Körper auch zu sogenannten oxLAMs (oxidierte Linolsäure-Metabolite) abgebaut. Diese Stoffe können Entzündungen fördern und stehen im Verdacht Symptome von Asthma, Arthritis, Migräne und chronisch-entzündliche Darmerkrankungen zu begünstigen.
2. Beeinträchtigung der Zellfunktion:
Linolsäure kann die Mitochondrien, die Energiezentralen der Zellen, negativ beeinflussen. Sie kann die Zellmembranspannung und die Funktion der Insulinrezeptoren verändern, was den Zuckerstoffwechsel stören und zu Insulinresistenz beitragen kann.
3. Langzeitfolgen durch Anreicherung im Gewebe:
Linolsäure wird nicht nur kurzfristig konsumiert, sondern reichert sich im Körperfett an. Seit den 1960er Jahren ist der Linolsäureanteil im menschlichen Fettgewebe in den USA von etwa 8 % auf 23 % gestiegen. Auch in der Muttermilch hat der Gehalt stark zugenommen, was laut Studien mit einem verringerten IQ und motorischen Defiziten bei Kindern assoziiert ist.
4. Herz-Kreislauf-Erkrankungen:
Entgegen der landläufigen Meinung, dass Pflanzenöle herzgesund seien, zeigen Studien wie die Minnesota Coronary Study, dass ein hoher Konsum von Linolsäure mit einer erhöhten Sterblichkeitsrate durch Herzinfarkte einhergeht.
Ein Paradigmenwechsel: Präzision in der Ernährung
Dr. Keferstein argumentiert, dass der Konsum von Linolsäure auf maximal 4,5 Gramm täglich begrenzt werden sollte – eine Obergrenze, die auch die DGE anerkennt. Dabei ist es entscheidend, zwischen verschiedenen Arten von Ölen zu differenzieren:
Unproblematisch:
Fruchtöle wie Oliven-, Avocado- oder Kokosöl enthalten wenig Linolsäure und sind stabiler bei hohen Temperaturen. Diese Öle können bedenkenloser in der Küche eingesetzt werden.
Problematisch:
Industriell hergestellte Saatöle wie Sonnenblumen- Raps- und und Sojaöl haben einen hohen Linolsäuregehalt und sollten reduziert oder vermieden werden.
Praktische Tipps für den Alltag
Um den Linolsäurekonsum zu reduzieren, sind folgende Maßnahmen hilfreich:
1. Bewusste Ölwahl:
Ersetze raffinierte Pflanzenöle durch natürliche Alternativen wie Butter, Rindertalg, Schweineschmalz, Ghee (Butterschmalz) oder natives Olivenöl.
2. Fertigprodukte meiden:
Industrielle Lebensmittel enthalten oft versteckte Mengen an Sonnenblumen- oder Rapsöl. Ein Blick auf die Zutatenliste lohnt sich.
3. Natürlich essen:
Bevorzuge unverarbeitete, natürliche Lebensmittel. Vermeide Produkte, die auf Verpackungen mit „Omega-3-reich“ oder „gesunde Fette“ werben, ohne die genaue Fettsäurenzusammensetzung offenzulegen.
4. Nüsse in Maßen:
Nüsse wie Walnüsse enthalten ebenfalls Linolsäure. Eine Handvoll täglich ist unproblematisch, größere Mengen sollten vermieden werden.
Eine neue Perspektive auf Cholesterin
Dr. Keferstein rückt auch das Cholesterin-Dogma ins rechte Licht. Viele Ernährungsrichtlinien basieren auf veralteten Annahmen, dass gesättigte Fettsäuren und hohes LDL-Cholesterin schädlich seien. Studien zeigen jedoch, dass nur kleine LDL-Partikel gefährlich sind – die durch einen hohen Konsum von Zucker und Linolsäure begünstigt werden. Größere LDL-Partikel, wie sie bei einer gesunden, fettreichen Ernährung entstehen, haben hingegen kaum schädliche Auswirkungen.
Mehr als nur Ernährung: Der ganzheitliche Ansatz
Dr. Keferstein betont, dass Ernährung nur ein Puzzlestück in der Gesundheitsgleichung ist. Faktoren wie Bewegung, sozialer Zusammenhalt, Schlaf und Stressbewältigung spielen eine ebenso wichtige Rolle. Dennoch kann die Reduktion von Linolsäure ein zentraler Schritt sein, um die Weichen für ein gesünderes Leben zu stellen.
Wie weiter?
Die Erkenntnisse über Linolsäure fordern uns auf, gängige Ernährungsempfehlungen zu hinterfragen und unser Wissen zu erweitern. Wer tiefer in das Thema einsteigen möchte, findet auf der Webseite MOJO Institut umfassende Seminare, die wissenschaftlich fundierte Hintergründe bieten.
Die Reduktion von Linolsäure ist keine Modeerscheinung, sondern ein fundierter Schritt hin zu einer präziseren, gesünderen Ernährung. How to HOCHKULTUR versteht sich als Plattform, die nicht nur gesellschaftliche Strukturen, sondern auch Ernährungsmythen hinterfragt und neue Wege aufzeigt.
Hast Du Fragen oder Erfahrungen mit dem Thema Linolsäure? Teile sie in den Kommentaren und lass uns gemeinsam weiterdenken.
Weiterführende Informationen
Wer tiefer in das Thema Linolsäure und Fettsäuren eintauchen möchte, dem empfehlen wir den umfassenden Kurs „Ölwechsel – Fettsäuren verstehen“ von Dr. Gerrit Keferstein. In diesem Online-Seminar werden die wissenschaftlichen Hintergründe detailliert erklärt und praktische Lösungen für den Alltag aufgezeigt.
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