Wenn wir echte Freiheit wollen – Freiheit von staatlicher Kontrolle, von zentralisierten Systemen und von einem inflationsgetriebenen Geldsystem – dann erachten wir Bitcoin als das bisher beste Werkzeug. Doch mit großer Freiheit kommen auch große Herausforderungen. Wer ernsthaft an einer freien Gesellschaft interessiert ist, muss sich unbequemen Fragen stellen, insbesondere zu einem Bitcoin-Standard und dessen Auswirkungen auf Wirtschaft, Landwirtschaft und Gesellschaft.
In diesem Artikel wollen wir einige dieser Fragen aufwerfen und erste Ansätze zur Beantwortung finden. Nicht, weil wir bereits alle Lösungen parat haben, sondern weil wir überzeugt sind, dass echte Freiheit in der Fähigkeit liegt, mutig zu denken, kreativ zu handeln und Verantwortung zu übernehmen.
Ein privates, dezentrales Kreditwesen in einem Bitcoin-Standard – geht das überhaupt?
Im heutigen Fiat-System basiert die Kreditvergabe auf der Möglichkeit, Geld „aus dem Nichts“ zu schaffen. Das sogenannte Fractional Reserve Banking ermöglicht eine künstliche Ausweitung der Geldmenge und damit eine scheinbare „Verfügbarkeit von Kapital“. Doch in einem Bitcoin-Standard ist das nicht möglich. Bitcoin ist durch seine feste Menge von 21 Millionen limitiert. Kredite können also nur aus realen Ersparnissen stammen.
Das wirft eine wichtige Frage auf:
Wie kann Kredit in einem System ohne Inflation funktionieren?
Peer-to-Peer-Kreditmodelle: In einem freien Markt könnten Kreditplattformen entstehen, die Kreditnehmer und -geber direkt verbinden. Reputation und Absicherung durch dezentrale Technologien wie Smart Contracts könnten das Vertrauen stärken. Hierfür gibt es bereits Beispiele, siehe firefish.io.
Eigenkapitalfinanzierung: Unternehmen könnten verstärkt auf Beteiligungen setzen, anstatt Kredite aufzunehmen. Dies würde langfristiges Denken fördern und das Risiko besser verteilen. Hier setzt z.B. unser Bitcoin Bodenfruchtsbarkeits Investmentfonds an.
Versicherungen und Absicherungen: Private Institutionen könnten Kreditrisiken versichern, ohne dabei auf zentralisierte Banken angewiesen zu sein.
Hier zeigt sich: Freiheit bedeutet nicht die Abwesenheit von Strukturen, sondern die Abwesenheit von Zwang. Ein dezentralisiertes Kreditwesen ist möglich – aber es erfordert neue Lösungen und mutige Experimente.
Kapitalverklumpung: Wird der Bitcoin-Standard die Reichen noch reicher machen?
Eine berechtigte Sorge vieler Kritiker ist die potenzielle Kapitalverklumpung in einem Bitcoin-Standard. Werden die ersten Adopter von Bitcoin dauerhaft die größten Vermögensbesitzer bleiben? Oder führt der freie Markt langfristig zu einer dynamischen Verteilung?
In einem Fiat-System entstehen Kapitalverklumpungen oft durch staatliche Eingriffe wie Subventionen, Monopole und Inflation. Diese privilegieren die, die am nächsten an der Geldquelle sitzen (Cantillon-Effekt). Bitcoin ist anders: Es ist dezentral, nicht manipulierbar und global zugänglich.
Freier Wettbewerb: In einem freien Markt kann Kapital nur erhalten werden, wenn es produktiv eingesetzt wird. Andernfalls wird es durch Innovation und Konkurrenz umverteilt.
Natürliche Umverteilung: Kapital ist in einer freien Gesellschaft dynamisch. Reichtum ist keine feste Größe, sondern unterliegt ständigem Wandel. Wer mit Bitcoin nichts Produktives tut, verliert langfristig an Kaufkraft gegenüber denen, die innovativ wirtschaften.
Keine künstliche Umverteilung: Im Gegensatz zu Fiat-Systemen gibt es keinen „Geldhahn“, der politisch kontrolliert wird. Vermögen bleibt nur in den Händen derjenigen, die es nachhaltig einsetzen.
Freiheit bedeutet hier, dass der Markt über die Kapitalverteilung entscheidet – nicht Politiker oder Zentralbanken.
Gibt es einen Cantillon-Effekt im Bitcoin-Standard?
Der Cantillon-Effekt beschreibt, dass diejenigen, die als Erste neues Geld erhalten, einen Vorteil haben, weil sie es ausgeben können, bevor die Preise steigen. In einem Bitcoin-Standard gibt es keinen solchen Effekt, da keine neuen Bitcoins nach den ursprünglich festgelegten 21 Millionen erschaffen werden können.
Allerdings gibt es eine Frage, die wir uns stellen müssen:
Hat der frühe Zugang zu Bitcoin nicht einen ähnlichen Effekt?
Die Antwort ist: Ja, in den Anfangsjahren von Bitcoin haben frühe Adopter einen Vorteil. Doch das ist kein dauerhaftes Phänomen. Anders als im Fiat-System ist der Bitcoin-Standard kein wachsender Kuchen, bei dem die neuen Anteile auf Kosten der alten verwässert werden. Jeder, der Bitcoin besitzt, profitiert von der deflationären Natur und der steigenden Kaufkraft – unabhängig davon, wann er eingestiegen ist. Der Cantillon-Effekt ist hier kein strukturelles Problem, sondern ein historisches, einmaliges Ereignis.
Was bedeuten Kreditzinsen in einem Bitcoin-Standard?
Ein häufig geäußerter Kritikpunkt ist, dass Zinsen in einem Bitcoin-Standard möglicherweise so hoch sind, dass nur die Reichen sich Kredite leisten können. Doch hohe Zinsen sind nicht per se schlecht – sie erfüllen eine wichtige Funktion:
1. Allokation von Kapital: In einem System mit knappen Ressourcen (wie Bitcoin) signalisieren Zinsen die tatsächliche Knappheit von Kapital. Hohe Zinsen bedeuten, dass Kapital nur für wirklich produktive Projekte eingesetzt wird.
2. Anreiz zum Sparen: Bitcoin ermutigt durch steigende Kaufkraft dazu, zu sparen. Mehr Ersparnisse führen langfristig zu sinkenden Zinsen, da das Angebot an Kapital steigt.
3. Deflationärer Gewinn: Selbst bei hohen Zinsen könnten Kreditnehmer von der steigenden Kaufkraft des Bitcoin profitieren, da ihre Rückzahlungen durch die Zeit relativ günstiger werden.
Zinsen in einem Bitcoin-Standard wären nicht unfair, sondern Ausdruck der tatsächlichen Knappheit von Kapital. Freiheit bedeutet hier: Jeder kann entscheiden, ob er spart, investiert oder konsumiert – ohne staatliche Manipulation.
Weitere Fragen, die wir uns stellen müssen:
Wie können soziale Sicherheiten in einem Bitcoin-Standard entstehen?
Wenn es keine staatlichen Renten oder Krankenversicherungen gibt, wie können freiwillige, marktwirtschaftliche Lösungen aussehen?
Wie können wir die Übergangsphase zu einem Bitcoin-Standard gestalten?
Der Wechsel von Fiat zu Bitcoin wird nicht ohne Spannungen verlaufen. Welche Modelle können Landwirten, Unternehmern und Arbeitern in dieser Zeit helfen?
Wie gehen wir mit der Volatilität von Bitcoin um?
Besonders in den frühen Phasen wird der Bitcoin-Kurs Schwankungen unterliegen. Welche Mechanismen können Privatpersonen und Unternehmen schützen?
Wie wird internationaler Handel in einem Bitcoin-Standard aussehen?
Können wir mit einem globalen, dezentralen Geldsystem geopolitische Spannungen reduzieren?
Freiheit erfordert Mut – und Lösungen
Diese Fragen zu stellen ist der erste Schritt auf dem Weg in die Hochkultur. Freiheit bedeutet nicht, dass alles einfach wird. Freiheit bedeutet, dass wir selbst Lösungen finden müssen – durch Zusammenarbeit, durch Experimente, durch Innovation.
Bitcoin ist nicht die Lösung für jedes Problem, aber es gibt uns die Werkzeuge, um diese Fragen auf eine neue Art zu beantworten. Es ist an uns, diese Werkzeuge zu nutzen und eine Gesellschaft zu schaffen, die auf Verantwortung, Dezentralität und Freiheit basiert.
Denn echte Freiheit beginnt dort, wo wir anfangen, ehrlich zu fragen – und mutig zu handeln.
Was denkst du? Teile deine Ideen, Gedanken und Antworten mit uns – bei unserem nächsten Liberthon, in unseren Arbeitsgruppen oder direkt in den Kommentaren. Gemeinsam finden wir Lösungen für eine freie und regenerative Zukunft.